Raum für unendliche Möglichkeiten – Hermannstaedter Zeitung (2024)

Teile diesen Artikel

Streiflichter von Veranstaltungen mit rumänischer Kultur im Mai in Wien

Ausgabe Nr. 2869

Raum für unendliche Möglichkeiten – Hermannstaedter Zeitung (1)

Eindrücklich: das Bucharest Percussion Ensemble. Foto: Heinz WEISS

„O Mai! Endlich Mai! Der Mai ist mein Lieblingsmonat! Im Mai möchte ich geboren sein oder wenigstens heiraten!“ Solche und ähnliche durchaus ernst gemeinte Aussagen, die oftmals mit einem kleinen Seufzer verbrämt sind, hört man immer wieder von jungen sowie jung gebliebenen Mitmenschen. Auch ich bin ein Mai-Fan, denn ich habe eine sehr persönliche Beziehung zu diesem Monat: einerseits erblickte ich im Mai das Licht der Welt und andererseits schlossen mein Herzensmensch und ich im Wonnemonat den Bund fürs Leben! Doch der fünfte Monat des heurigen Jahres hatte es auch hier in Wien kulturell in sich: Als Einstimmung auf die kommenden Events fand bereits Ende April die „Konversation zwischen jungen rumänischen Designerinnen und Designern aus Rumänien in Österreich – Schmuck, Kleidung, Accessoires“ statt.

Der Botschafter der Republik Rumänien in Wien, S.E. Emil Hurezeanu hatte zu dieser Abendveranstaltung eingeladen und man hatte die Festräume der Botschaft zu einem wahrgewordenen Traum der modernen Frau verwandelt: wunderschöne Roben, edle Schmuckstücke, Parfumkreationen und außergewöhnliche Accessoires durften da nicht fehlen. Als Vertreterin des sogenannten schwachen Geschlechtes, das ja all diesen „Verführungen“ prinzipiell nicht abgeneigt ist, war ich fasziniert. Andrea Amza-Andras, Gesandte und Stellvertreterin des Botschafters führte charmant durch das Programm. Die anwesenden Künstlerinnen stellten sich und vor allem ihre Kreationen vor. Wahrscheinlich erging es vielen Frauen im Publikum so wie mir: Ich kam aus dem Staunen kaum heraus, da man kurz und prägnant unzählige Details zum Werdegang, der Arbeitsweise (Handarbeit), den kostbaren, nachhaltig hergestellten Materialien und dem mittlerweile hohen Bekanntheitsgrad der Designerinnen in der Modewelt erfuhr. Nach dem offiziellen Teil des Abends bot sich die Möglichkeit, mit den einzelnen Künstlerinnen völlig ungezwungen zu plaudern und weitere Einzelheiten zu ihren „Welten“ zu erfahren. Selbstverständlich durfte auch manch ein Schmuckstück angelegt oder eine Parfümkreation ausprobiert werden. Die Stunden des Glanz und Glamour verflogen und ich fieberte der nächsten Kunstsession entgegen.

Der 9. Mai gilt als Europatag, an dem nicht nur der visionären Schuman-Deklaration gedacht wird, sondern auch Frieden und Einheit in Europa gefeiert werden. Das Rumänische Kulturinstitut in Wien startete am 9. Mai die Feierlichkeiten mit einem Klavierkonzert „Europa – Klang der Zukunft“, gespielt von der jungen rumänischen Pianistin Irina Minculescu. Ihre beeindruckende Laufbahn in klassischer Musik begann sie am Bukarester „George Enescu-Musikgymnasium. Sie absolvierte mittlerweile diverse Meisterkurse in Salzburg, Moskau, London, Wien und ist Gewinnerin zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe. Selbstverständlich durfte auch an diesem Abend neben Stücken von Scarlatti, Bach, Liszt und Tschaikowski ein Werk von Enescu nicht fehlen. Das geschätzte Publikum konnte sich an „Pavane“ aus der Suite Nr. 2 D-Dur erfreuen. Ein Ohrenschmaus und ein unvergesslicher Abend. Doch weitere Highlights sollten folgen.

Am 14. Mai war ich Gast bei einem Konzert der etwas anderen Art. S. E. Emil Hurezeanu hat anlässlich des Europatages zu Freedom Rhythms in die rumänische Botschaft in Wien eingeladen. Die musikalische Veranstaltung bestritt das Bucharest Percussion Ensemble. Trotz Lautstärke und musikalischer Abstraktion blieb den meisten Gästen ab und zu der Mund offen. Die einzelnen Musiker wechselten oftmals während des Stücks blitzschnell die Instrumente bzw. zeigten, dass sie diese auch extrem gut beherrschten. Zu diesen Effekt- oder Schlaginstrumenten zählen vor allem verschiedene Arten von Trommeln, Klanghölzern, Rasseln, Glocken und Glockenstäbe, Xylophone, Triangel, Maracas, Kastagnetten und vieles mehr. Dem unglaublichen Rhythmus konnten sich die Zuhörer nicht entziehen und so sah man bald viele der Anwesenden mindestens mit dem Fuß wippen! Aufgrund des nicht enden wollenden Applauses für diese Performance des Bucharest Percussion Ensembles kamen die Zuhörer in den Genuss einer Zugabe, wobei es auch mir schwer fiel nicht aufzuspringen, um mich vom Rhythmus getragen freestylemäßig zu bewegen. Einfach großartig!

Doch nur drei Tage später – ein weiterer musikalischer Höhepunkt! Im Haus der Ingenieure in der Wiener City bescherte das rumänische Kulturinstitut gemeinsam mit der Bösendorfer Klavierfabrik den Besuchern einen Abend der Superlative: die rumänische Pianistin Adela Liculescu spielte die „12 Études d’exécution transcendante von Franz Liszt. Man spürte förmlich die Musik auf der Haut und konnte sich der musikalischen Faszination beginnend mit dem Preludio bis zu Chasse neige keine Sekunde entziehen – ich habe noch nie so eine unvergleichlich perfekte Liszt-Interpretation gehört.

Die 1993 in Craiova geborene Künstlerin ist eine international ausgezeichnete Solistin, gefragte Kammermusikerin und künstlerische Forscherin. Sie hat ihr Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien mit Auszeichnung abgeschlossen – zurzeit arbeitet sie an ihrem Doktorat an der Universität Graz. Alle ihre errungenen Auszeichnungen und Preise bei Klavierwettbewerben hier aufzuzählen würde den Rahmen des Artikels sprengen – es soll aber speziell darauf hingewiesen werden, dass Adela Liculescu bereits 2015 den ersten Preis beim Bösendorfer Wettbewerb in Wien gewonnen hatte. Sie spielte damals in der Finalrunde Beethovens zweites Klavierkonzert. Das passende Ambiente bot ein ehemals kaiserlicher Saal im Schloss Schönbrunn und aufgrund ihrer grandiosen Leistung erhielt Adela Liculescu auch einen Bösendorfer Konzertflügel als Geschenk!

Zweifellos waren die geschilderten Abende die Höhepunkte der rumänischen Kulturveranstaltungen im Mai in Wien. Doch möchte ich abschließend noch auf zwei der vielen interessanten Events hinweisen:

Die Konzertreihe „KLIMAKLÄNGE – Musikalische Dialoge zwischen erneuerbaren Energien“ an zwei Abenden in Kulturzentren des 7. und 8. Wiener Bezirkes verstand sich als ein musikalisches Manifest der Sopranistinnen Rodica Vica und Irina Marinas zusammen mit der Akkordeonistin Marija Antunović, mit dem sie ihrem Publikum in Konzertsälen und unkonventionellen Räumen die Bedeutung der Energiewende bewusst machen wollten. „Über viele Jahrhunderte hinweg ließen sich die großen Komponisten von der Erde oder den von ihr erzeugten Energien wie Sonne, Wasser oder Wind inspirieren. Wir, die MusikerInnen von heute, müssen uns mehr denn je mit der Natur und insbesondere mit der Nachhaltigkeit und der Effizienz des Energieverbrauchs auseinandersetzen“. (Rodica Vica) Passend zur Umweltthematik unterstützte das rumänische Kulturinstitut die Teilnahme des Künstler-Duos Anca Benera und Arnold Estefán bei der ersten Ausgabe der Klima Biennale Wien. Ihre Arbeit – eine sorgfältig angefertigte Nachbildung von Benvenuto Cellinis berühmter „Saliera“, jedoch mit einem innovativen Twist: sie ist aus Salz geformt, einem Grundelement des Lebens und der Umwelt – ist Teil der Gruppenausstellung „Into the Woods“, welche vom 6. April bis 11. August 2024 im Kunst Haus Wien besucht werden kann.

Es gäbe noch mehr zu besprechen, aber mittlerweile ist der Juni ins Land gezogen und die rumänischen Kulturevents in Wien stellen für kunstaffine Wienerinnen und Wiener eine besondere Form der völkerverbindenden Zusammengehörigkeit dar. Somit heißt es auch von mir: Fortsetzung folgt.

Ingrid WEISS

Raum für unendliche Möglichkeiten – Hermannstaedter Zeitung (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Terence Hammes MD

Last Updated:

Views: 5563

Rating: 4.9 / 5 (49 voted)

Reviews: 88% of readers found this page helpful

Author information

Name: Terence Hammes MD

Birthday: 1992-04-11

Address: Suite 408 9446 Mercy Mews, West Roxie, CT 04904

Phone: +50312511349175

Job: Product Consulting Liaison

Hobby: Jogging, Motor sports, Nordic skating, Jigsaw puzzles, Bird watching, Nordic skating, Sculpting

Introduction: My name is Terence Hammes MD, I am a inexpensive, energetic, jolly, faithful, cheerful, proud, rich person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.